Heimatverein Philippsburg e. V.

Gegründet 1924

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Pressemeldungen und Berichte zum Heimatverein Philippsburg aus dem Jahr 2008

Pogrom-Erinnerung im überfüllten Rathausfoyer

Arnfried Futterer vom Heimatverein zur Verbrechensgeschichte

Die Verbrechen gegen friedliche, in Philippsburg lebende jüdi­sche Mitbürger in und nach der Reichspogromnacht vom 9./ 10.11.1938 samt der Verbrennung der Synagoge in der heutigen Alte Kirchenstraße sind bekannt. Zu dem, was sich hier wie an unzähligen anderen Orten abspielte, erklärte Bundespräsident Köhler, "die Opfer zu vergessen oder ihr Schicksal zu relativieren, wäre ein neues Verbrechen an ihnen und eine Versündigung an unserer Zukunft." Bürgermeister Stefan Martus erinnerte in Philippsburg am Abend dieses 9. Novembers im überfüllten Foyer des neuen Rathauses an diese Worte in einer Gedenkstunde, zu der die Vorsitzende des Heimatvereins, Helga Steinel-Hofmann, die Initiative ergriffen hatte, wofür sich das Stadtoberhaupt ausdrücklich bedankte. Gekommen waren auch Beigeordneter Dieter Day, Gemeinderäte, Pfarrerin Renee Scholle und Vorsitzender Konanz vom Heimatverein Untergrombach, wo früher auch verstorbene Philippsburger Juden auf dem Verbandsfriedhof begraben wurden, ehe 1889 in Philippsburg eine bis heute bestehende eigene jüdische Begräbnisstätte im Molzau-Stadtwald eingeweiht wurde. Die Reichspogromnacht, so Martus, "zeigte erstmals in aller Schärfe das wahre Gesicht des Nationalsozialismus mit Rassenwahn und brutaler Verfolgung von Mitmenschen, die anders denken oder anders sind."

Umrahmt von traurig-schönen Klängen jüdischer Klezmer-Musik mit Flora Hofmann (Klarinette) und Corinna Günth (Violine), begleitet von Musikschulleiter Matthias Hutter, hörten die Besucher der Gedenkfeier in einer seit langer Zeit so nicht gehörten Zusammenschau von Arnfried Futterer zahlreiche Einzelheiten über jüdische Schicksale aus Philippsburg von Zeitzeugen, aus der Zeit der Vernichtungslager und danach. Vieles hierzu hat der verstorbene Heimatfreund Konrad Odenwald zusammengetragen, auch über die Geschichte der Synagogengemeinde Philippsburg. Aufschluss über weitere Schicksale Philippsburger Juden gibt auch Manfred Wildmanns Buch von 1997. Seine Eltern und sein Bruder wurden in Auschwitz ermordet. Das Ver­hältnis zwischen christlichen und jüdischen deutschen Staatsbürgern in Baden war vor der Verfolgungszeit durchaus gut. Futterer beschrieb, wie sie alle vor dem Gesetz gleich waren, die Männer im 1. Weltkrieg selbstverständlich Wehrdienst leisteten, Tapferkeitsorden erhielten und für das Vaterland starben. Manfred Wildmanns Großvater war der Kantor und "Judenlehrer" Moritz Neuburger, der als einer von wenigen überlebte, 1954 in Heidelberg starb und sich trotz des erlittenen Leids -als Letzter - auf seinem Philippsburger Judenfriedhof beisetzen ließ, wie Futterer erinnerte. Oft wurden wertvolle Möbel, die man den Juden hier weggenommen hatte, damals in der Festhalle durch die Nazis versteigert. Verschiedene solche "stummen Zeugen" der damaligen schrecklichen Ereignisse wurden inzwischen von den neuen Besitzern dem Heimatmuseum vermacht und werden dort ihren Platz finden. Sie wurden jetzt auch teilweise im Rathausfoyer gezeigt.

Reeb, Stadtanzeiger Philippsburg 13.11.2008
 

Hölderlin, Telemann und Schwester Ruperta

Was haben diese drei Personen gemeinsam? Nun, wer das wissen wollte, mussteam vergangenen Freitag, den 31.10.2008 ins Heimatmuseum in die Kronenwerkstr. 1 kommen.Zur "Philippsburger Nacht" hatte der Heimatverein ein ganz besonderes Programm zusammengestellt. Im stimmungsvoll durch Kerzen beleuchteten Anwesen war im Saal eine kleine Kammerbühne aufgebaut. Micki Seyfarth las gekonnt Reisebeschreibungen bekannter Schriftsteller wie Hölderlin, Hansjakob u.a., in denen es sich um Reisen um und nach Speyer handelt, die natürlich auch die umliegenden Orte wie Rheinhausen und natürlich Philippsburg streiften. Begleitet wurde sie dabei von Corinna Günth auf der Violine, die meisterlich Fantasien von Telemann zu Gehör brachte. Dazu wurden im Wechsel Heimatfilmausschnitte aus dem Jahr 1958, die das ganze "Stadtleben" dieses Jahres und darunter auch die vielen noch bekannte "Schwester Ruperta" zeigte. Überrascht waren wir allerdings von der sehr großen Besucherschar, die dem schlechten Wetter trotzend ins Haus strömte. Viele genossen das Programm, gerade wenn viele Philippsburger da waren, ging es bei den Heimatfilmen besonders lustig zu, andere Besucher besichtigten die bereits fertig gestellten Räume und machten sich so eine Vorstellung vom künftigen Museum.

Alles in allem kann der Heimatverein seine Teilnahme an der "Philippsburger Nacht" als äußerst erfolgreich bezeichnen: Der Besucherstrom lag weit über unseren Erwartungen, das abwechslungsreiche Programm fand den Zuspruch und das Lob der Besucher und die Vorstandschaft des Heimatvereins mit seinen Helfern freut sich, dass die viele Mühe und Arbeit, diesen Abend vorzubereiten, solchen Anklang bei den Besuchern gefunden hat.

Helga Steinel-Hofmann, Stadtanzeiger  06.11.2008
 

Paris war wieder eine Reise wert

Was bleibt uns Paris-Reisenden vom Heimatverein, wenn wir die Namen und Einzelheiten all der besuchten und gesehenen Stätten auf unserer jüngsten Reise nach und durch Paris längst wieder vergessen haben? Wer stand da noch auf der vergolde­ten Säule? Und wer hatte das Schloss unter welchem Monarchen erbaut? Nein. Unser Frankreich-Unterricht dauerte gerade mal vier Tage. Und um Wissensfragen geht es uns auch nicht. Was uns lange Zeit unvergessen bleiben wird, das sind die Eindrücke und Empfindungen, die jeder der Mitfahrer mit offe­nen Augen und offenem Herzen Tag für Tag empfangen konnte. Man kann sicher sagen, dass alle Reisefreunde in und um Paris immer wieder Staunen und Freude über Schönes und Interessantes im Lande unserer Nachbarn erfahren konnten. Wenn dazu eine ganz unkomplizierte gelöste Atmosphäre im Bus und auf allen (Fuß-)Wegen wie bei dieser Reisegruppe herrschte, sind die Voraussetzungen vorhanden, dass man das Gesehene nicht nur wie ein Beamter registriert, sondern mit Augen und Herz aufnimmt. Gesagt werden darf auch, dass einer der Mittler war, dass wir soviel Interessantes erfuhren und das Wesentli­che auch aufnehmen konnten. Da blieb eigentlich kein Wunsch offen, wenn unser Reiseleiter und versierter Führer Hugo Wunsch unermüdlich am passenden Ort auch immer das passende Wort fand. Nur Sehen allein ohne Beschreibung des Sichtbaren aber Unbekannten - da wäre manches nur eine halbe Sache geblieben. Und still im Vordergrund (denn er saß am Steuer) hat ein ausgezeichneter Verkehrskenner des Pariser Stadt -Molochs, unser Busfahrer, mit der "Riesenkutsche" auch die engsten Sträßchen und Kurven einfach souverän bewältigt. Das ist schon eine kleine Kunst für sich.

Und mit Können und Konzentration hat es auch etwas zu tun. So konnten wir vor unserem berühmten "geistigen Auge" allmählich in der doch kurzen Zeit alles versammeln, was man tatsächlich wenigstens einmal als Silhouette gesehen haben muss, wenn man "dort" war: den Eiffelturm und Palais de Chaillot, Sacre Coeur und Montmartre, Notre Dame, Invalidendom und den Are de Triomphe natürlich. Und das alles wurde nicht einfach abgefahren, sondern auch in einer begeisternden Schiffsfahrt auf der Seine aus der etwas anderen Perspektive in Augenschein genommen. Obendrein gab es eine abendliche Lichterfahrt durch die Straßen von Paris, die uns das Schau­spiel des mit blauen Europa-Sternen illuminierten Eiffelturmes by night ebenso bot wie die eindrucksvolle Fahrt im abendlichen Rot auf den Champs-Elysees hin zum Are de Triomphe, dem Triumphbogen. Begonnen hatte die erlebnisreiche Reise eigentlich schon auf der Hinfahrt mit der Unterbrechung an der Kathedrale von Reims.

Und in Paris hatte alles mit dem Rundumblick auf die Millionenstadt von den Höhen des Montparnasse -Turmes angefangen. Einen besonderen Eindruck hinterließ auch der Besuch des etwa 60 km außerhalb der Stadt liegenden Schlosses Chateau Vaux le Vicomte, das sonst keineswegs Teil der üblichen Besuchstouren ist. Und die allerletzte Station vor der Heimreise war ein Ort, der für unnütze ebenso wie für teure oder hinrei­ßende Objekte jeglicher Art oft die letzte Station ist: kein Friedhof etwa, sondern der weltgrößte Flohmarkt an der Porte de Clignancourt, genau genommen ein ganzes Stadtviertel für sich, wo von Plunder bis Preziosen einfach alles zu haben ist. Auch die einzige größere Unterbrechung der Rückfahrt war na­türlich geplant: der Besuch in der Champagnerkellerei Mercier in Epernay, wo es in der unterirdischen Elektrobahn kilometerweit durch die Gär- und Lagerkeller ging und am Ende natürlich auch ein Probeschluck wartete.

Viele wollen wiederkommen nach Paris. Vier Tage, angefüllt mit Einblicken in das etwas andere Leben , wie es dort gelebt wird, haben vielerlei Gedanken auf den Weg gebracht. Und zahllose schöne Bilder der Erinnerung kommen auf und werden noch lange wiederkehren.

Reeb, Stadtanzeiger 09.10.2008
 

Tag des offenen Denkmals 2008

Früh übt sich ...

Unerwartet großen Andrang erlebte der Heimatverein Philippsburg mit seiner Ausstellung zum Tag des offenen Denkmals in der Christoph-von-Hutten-Schule am Jubiläumswochenende in Huttenheim.

Die ausgestellten Skelettteile verschiedenster eiszeitlicher Tiere erstaunten die erwachsenen Besucher, begeistert vom Mammut zum Anfassen waren vor allen die jüngeren Besucher. So wurde von der Möglichkeit, selbst einmal Archäologe zu spielen und echte Skelettteile aus dem Sandbett heraus zu präparieren, gerne Gebrauch gemacht. Da alle ausgestellten Teile aus den Baggerseen der Umgebung, wie Hardtsee-Bruhrain, Freyersee, Brechtsee usw. stammen, hatte man dann doch noch mehr Bezug zu den "hiesigen" Riesen aus der Eiszeit.

Damit es noch ein wenig spannender wurde, durften die Kinder das Gewicht eines Teiles eines Mammutstoßzahnes schätzen.
Das Ergebnis darf hier verraten werden: Das Stück Stoßzahn wiegt 6,250 kg.
Am besten geschätzt haben: Christian G mit 6,0 kg und Felix-Leon H. mit 6,5 kg, beide sind auf dem 1. Platz. Die nächst Besten sind Alexander W. mit 5,5 kg und Lukas H. mit 7,0 kg, beide 3. Platz. Herzlichen Glückwunsch an alle. Die Gewinner werden demnächst ihre Preise, ein Mammut zum selbst zusammenbauen (natürlich nicht in "Echt"-Größe) in dem Briefkästen finden.

Helga Steinel-Hofmann, Stadtanzeiger, 25.09.2008
 

Architektenauftrag für Planung Heimatmuseum

Der Gemeinderat hat vorbehaltlich des Abschlusses einer Nutzungsvereinbarung zwischen der Stadt Philippsburg und dem Heimatverein einstimmig das Philippsburger Architekturbüro Seyfarth mit der Planung für das Heimatmuseum beauftragt. Stadt und Verein müssen sich demnach zuvor noch definitiv über ein Nutzungskonzept absprechen. Der Gemeinderat stimmte außerdem ebenso einhellig der Umnutzung der Scheune des entsprechenden Anwesens in der Kronenwerkstraße 1 als nicht gewerbliche Werkstatt zu. Der Architektenvertrag ist Voraussetzung dafür, dass die gegenüber dem Regierungspräsidium als Förderstelle vorgestellten geplanten Aktivitäten wie eine "Denkmalklinik" angegangen werden können. Danach sollen dort Projekte mit Jugendlichen und jungen Arbeitslosen durchgeführt werden. Dabei geht es um die Restaurierung von Museumsstücken unter fachlicher Anleitung. Diese Nutzung ist weder gewerblich noch störend für die Nachbarschaft. Sie soll auch lediglich zeitweise erfolgen. Der Heimatverein hat in seinen Sammlungen unter anderem bedeutende auf Hieronymus Nopp zurückgehende Bestände.

Stadtanzeiger 05.06.2008, Reeb

Verjüngung und Bündelung im Heimatverein Museumsbauverein aufgelöst
Vor Nutzungsvereinbarung mit der Stadt
Der neue Vorstand des Heimatvereins: 2.v.l. Helga Steinel-Hofmann (Vorsitzende), ganz rechts Bürgermeister Martus

Nach Jahren des Fristens eines mehr als unangemessenen Kellerdaseins gibt es jetzt absehbare Zukunftsperspektiven für ein gediegenes neues Philippsburger Heimatmuseum. Wie der scheidende Heimatvereinsvorsitzende Hugo Wunsch in der sehr gut besuchten Mitgliederversammlung im "Einhorn" erklärte, habe in den letzten Jahren die Realisierung des Museums im Mittelpunkt aller Bemühungen gestanden. Um das von der Stadt erworbene Objekt "Zieger-Haus" in der Weißen-Tor -Straße hatte sich zunächst ein extra dafür ins Leben gerufener Museumsbauverein bemüht. Die Weichen zur Verwirklichung des Vorhabens stellten sich jedoch erst unlängst mit der Ausarbeitung einer Nutzungsvereinbarung mit der Stadt, wonach der betreuende Heimatverein jährlich von ihr 6000 Büro Fixkosten

für den gesamten Unterhalt des Gebäudes in eigener Regie erhält. Die Unterzeichnung muss noch erfolgen, wie Bürgermeister Stefan Martus, qua Amt Mitglied im Vereinsvorstand, in der Versammlung erklärte. Der Museumsbauverein wurde daher am Vortag dieser Versammlung aufgelöst. Hugo Wunsch, seit dem Spätjahr 2000 im Amt des Vorsitzenden, erklärte, man werde heute den Stab des Vorstands an die jüngere Generation übergeben. Zunächst begrüßte er aber den 93-jährigen Waldemar Steidinger, der als ältestes Vereinsmitglied erschienen war. In seinem Tätigkeitsbericht schilderte Wunsch das breite Spektrum der Aktivitäten der vergangenen drei Jahre und betonte, wie sehr das Heimatliche identitätsstiftend sei. Er regte gegenüber dem Bürgermeister an, die früher

so erfolgreichen Heimattage alle drei bis vier Jahre Wiederaufleben zu lassen. Er beschrieb auch die vielfältigen guten Kontakte zu Heimatfreunden in Baden und der Pfalz bis hinüber nach Frankreich. Wunsch verabschiedete sich mit dem Dank an alle Vorstandskollegen, Ehrenmitglied Ekkehard Zimmermann und Gaby Verhoeven-Jacobsen, die mit der Bahnhofsrenovierung und dem Museumsbrunnen ihre Heimatverbundenheit so sichtbar unter Beweis gestellt hatte.

Den Kassenbericht des Heimatvereins erstattete in gewohnt akkurater Manier Kassier und Volksbankvorstand Andreas Hoffmann. Kassenprüfer Hilmar Laier, der zusammen mit Trudel Steinel die Prüfung vorgenommen hatte, bescheinigte eine Kassenführung "mit allergrößter Sorgfalt". Heimatvereins-Ehren-vorsitzender Klaus Moll führte die einstimmig bestätigte Entlastung des Gesamtvorstands durch. Er dankte Bürgermeister Martus für seine große Offenheit gegenüber heimatgeschichtlichen Belangen und lobte den hervorragenden Rechenschaftsbericht von Wunsch, der alles mit Inbrunst getan habe. Der schlug seine 2. Vorsitzende Helga Steinel-Hofmann als künftige Vorsitzende vor, die sich für eine Übergangszeit hierzu bereit erklärte. Als ihr mögliches Vorstandsteam nannte sie Ludwig Hörn als 2. Vorsitzenden, Andreas Hofmann weiter als Kassier, Michael Hörn als Schriftführer, Beisitzer Arnfried Futterer (Redaktion Heimatbrief), Andrea Weishäupl (EDV, Presse, Heimatbrief) sowie Gerhard Konrad und Florian Oberle (Heimatmuseum),dazu kraft Amtes der Bürgermeister. Als Kassenprüfer soll Dr. Fritz Prosi füngieren, unterstützt von Hilmar Laier . Sämtliche Kandidaten wurden einstimmig gewählt. Der Tagesordnungsvorschlag einer Umbenennung des Heimatvereins wurde dagegen abgelehnt.

Der Beitrag für die 153 Mitglieder wurde von zehn auf 15 Euro jährlich heraufgesetzt.

In 2008 wird unter anderem mit einer eigenen Veranstaltung der Opfer der "Reichsprogromnacht" gedacht. Auch soll eine Theatergruppe gebildet werden, die 2009 im Rahmen des Jubiläums "1225 Jahre Philippsburg" ein von Hugo Wunsch inszeniertes historisches Bühnenstück vom "Philippsburger Residenztheater" in Zusammenarbeit mit der Stadt aufführen könnte. Der Bürgermeister bestätigte diese Absicht, die zusammen mit dem Salmclub unter dem Motto "Festivalstadt Philippsburg für die Aktion Mensch" verwirklicht werden soll. Ein weiterer Heimatfilmabend soll ebenfalls stattfinden und die Pflege der Beziehungen zu auswärtigen Heimatfreunden weitergeführt werden.

Stadtanzeiger 30.04.2008, Reeb

Heimat ist dort, wo man willkommen ist

Überfüllter Filmabend des Philippsburger Heimatvereins

 

Es muss den Menschen schon sehr am Herzen liegen, wenn ein derartiger Andrang in die am Ende überfüllte Jugendstil-Festhalle herrschte. Es sei wohl der lebendige Beweis und Ausdruck der Verbundenheit mit der Heimat, mit Philippsburg, meinte auch Heimatvereinsvorsitzender Hugo Wunsch bei seiner Begrüßung. Der Prozess der geschichtlichen Bewusst-seinsbildung werde so nachhaltig gepflegt, und auch Andenken und Verehrung der Vorfahren fänden hier ihren Platz. Heimat sei mehr als nur ein räumlicher Begriff, sondern umschließe die Besinnung auf bleibende Werte.

Wie ein Philosoph gesagt habe, brauche Zukunft Herkunft, und Identität komme aus dem Vergangenen. In diesem Bewusstsein stellten die Philippsburger Heimatfreunde mit Unterstützung der politischen Gemeinde auch die Schaffung des neuen Heimatmuseums in den Vordergrund der gegenwärtigen Vereinsarbeit. Als Mitveranstalter und Sponsor dankte Wunsch der Sparkasse Karlsruhe und Direktor Rudolf Scheuer für die besondere Unterstützung. Scheuer richtete ein herzliches Grußwort an die Hunderte von Festhallenbesucher, knüpfte an den großen Erfolg des ersten früheren Filmabends an und versprach, dass man auch an die Fortsetzung mit einem dritten Heimatfilmabend denken dürfe. Nachdem eingangs der Cäci-lienchor mit Hingabe das Philippsburger Heimatlied zu Gehör gebracht hatte, stimmten Angelika und Arnfried Futterer zunächst mit einem authentisch mundartlichen Sketch rund um das Thema Heimat auf den Abend ein. Um das heutige Heimatverständnis ging es dabei, die Frage nach dem "typischen" Philippsburger (ein Zugezogener), Heimat als Gefühls- und Ansichtssache. "Viel Schbass un e guudi Unnerhaldung", hieß es dann und "Film ab!"

Ein mit viel Mühe erarbeiteter Zusammenschnitt aus umfangreichem Filmmaterial von 1958 - 1973 zeigte Stadtleben aus Schulen und Vereinen, goldene Hochzeiten, Familien und Bürger an der Arbeit, Bundeswehr und ehemalige Bürgermeister wie Karl Frank und Fritz Dürrschnabel. Breiten Raum nahmen Sequenzen von Ehrenbürger Senator Franz Burda ein, etwa bei der Einweihung der Burda-Anlage mit gestifteten Denkmälern und Kunstwerken, dazu O-Ton des in Philippsburg geborenen Mäzens der Stadt, wie er seine Liebe und Bindung an die Heimatstadt in bewegenden Worten unter Beweis stellt.

Weitere Stummfilm-Ausschnitte wurden von Ekkehard Zimmermann und Wilhelm Billmeier kommentiert.

Eine schöne und zugleich aktuelle Formulierung, was "Heimat" bedeuten kann, hatte eingangs das Ehepaar Futterer auch noch genannt "... Heimat ist dort, wo man willkommen ist".

Stadtanzeiger 06.03.2008, Reeb

 

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